Sensible Zähne – das muß nicht sein
Wird das tägliche Zähneputzen und der Genuss von Eis und Kaffee zu einem schmerzvollen Erlebnis, muss der Zahnarzt die Ursachen klären. Sind Karies und/oder Zahnfleischrückgang der Auslöser, kann der Zahnarzt durch eine entsprechende Behandlung die Ursachen beseitigen. Liegt eine generelle Schmerzempfindlichkeit vor, müssen die Bereiche versiegelt werden, um die Schmerzleitung zu stoppen.
Bei intakten Zähnen ist der Zahn durch eine der härtesten Substanzen der Natur optimal geschützt. Der Zahnschmelz bedeckt den Zahn von der Krone bis zum Zahnfleischrand. Der darunterliegende und im gesunden Zustand durch das Zahnfleisch geschützte Zahnhals besitzt diese Schutzschicht nicht. Dieser Bereich weist Tausende winzige Dentinkanälchen auf, die direkt ins Mark des Zahns und damit zum Nervenzentrum führen.
Oftmals schmerzt auch mechanischer Kontakt und damit das Zähneputzen selbst, wodurch die Mundhygiene genau an diesen Stellen vernachlässigt wird. Das kann Folgeschäden wie beispielsweise Wurzelkaries oder Parodontitis nach sich ziehen. Eine Behandlung der Wurzelkaries richtet sich nach dem Schweregrad des Zahnhalsdefektes. Bei einer Zahnfleischentzündung muss diese zunächst behandelt werden, bevor die Überempfindlichkeit beseitigt werden kann.
Reizleitung zum Gehirn
In winzigen Kanälen, durch die der Zahn während des Wachstums mit Nährstoffen versorgt wurde, liegen kleine Nervenfasern, die von einer Flüssigkeit umgeben sind. Durch Kälte, Wärme, Druck oder Zucker kommt diese Flüssigkeit in Schwingung und überträgt einen Schmerzreiz ans Gehirn.
Freiliegende Zahnhälse
Geht das Zahnfleisch zurück, liegt der sonst von Schleimhaut bedeckte Zahnhals frei. Temperaturschwankungen gelangen über diese mikrofeinen Kanäle direkt in den Zahn – Schmerzen entstehen. Wird der Zahnschmerz durch freiliegende Zahnhälse verursacht, muss neben der Schmerzausschaltung auch die Ursache abgeklärt werden.
Wie kann die Schutzschicht des Zahns zu dünn werden?
Belastungen der Zähne durch Fehlstellungen, stressbedingtes Zähneknirschen, falsch sitzende Füllungen sowie eine Zahnfleischentzündung können dazu führen, dass die empfindlichen Zahnhälse freiliegen. Da dann auch das Zähneputzen zu einer schmerzhaften Angelegenheit werden kann, wird die Mundhygiene häufig vernachlässigt. Als Folge kann eine Zahnfleischentzündung entstehen oder sich weiter ausbreiten und die Zahnhälse noch stärker freilegen. Wird die Parodontitis nicht behandelt, schreitet Sie weiter fort. Wenn die Schleimhäute aufgrund der Entzündung anschwellen, lässt die Empfindlichkeit der Zähne vorübergehend nach. Findet weiterhin keine Behandlung statt, zieht sich das Zahnfleisch im nächsten Stadium extrem zurück und auch der Kieferknochen wird durch die Entzündung angegriffen.
Bei ersten Anzeichen von empfindlichen Zähnen sollte die Ursache daher schnellstmöglich durch einen Zahnarzt abgeklärt werden, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Sensible Zähne – Checkliste zum Selbsttest
Wie man diese Anzeichen erkennt, haben wir im Folgenden anhand eines kleinen Tests zusammengestellt:
- Schmerzen Ihre Zähne beim Verzehr von kalten, heißen, sauren oder süßen Speisen?
- Vermeiden Sie bestimmte Lebensmittel wie Eis oder gekühlte Getränke?
Trifft eines oder mehrere dieser Symptome zu, kann das ein Zeichen dafür sein, dass die Zähne angegriffen sind und Handlungsbedarf besteht. Der Zahnarzt kann die genaue Ursache klären und je nach Auslöser die entsprechende Therapie empfehlen.
- Schmerzt das tägliche Zähneputzen?
Auch wenn die Schmerzen nur beim täglichen Zähneputzen auftreten, kann dies ein deutliches Indiz sein. Werden diese Anzeichen ignoriert, besteht die Gefahr, dass durch mangelnde Mundhygiene eine Zahnfleischentzündung weiter voranschreitet und sich verschlimmert.
- Haben Sie in der letzten Zeit Zahnfleischbluten?
- Hat sich Ihr Zahnfleisch an einigen Stellen zurückgezogen, sodass die Zahnhälse freiliegen?
Da die Zahnhälse nicht vom schützenden Zahnschmelz umgeben sind, liegen ohne das Zahnfleisch Tausende winzige Dentinkanälchen frei, die direkt zum Nervenzentrum des Zahns führen.
- Verwenden Sie sehr harte Zahnbürsten?
- Sind die Borsten Ihrer Zahnbürste schon nach kurzer Zeit nach außen gebogen?
Zu festes Zähneputzen bringt zumeist kein Mehr an Reinigung, sondern kann auf Dauer sogar wertvolle Zahnsubstanz „wegschrubben“ und das Zahnfleisch verdrängen. Mit der richtigen Technik – vom Zahnfleisch weg zum Zahn – werden die Zähne effektiver und mit weit weniger Kraftaufwand gereinigt. Tipps für eine sinnvolle und optimale Reinigung kann der Zahnarzt oder eine Dentalhygienikerin geben.
- Knirschen Sie tagsüber oder nachts mit den Zähnen?
- Schmerzt Ihr Kiefer häufig wie bei Muskelkater?
Belastungen der Zähne durch Fehlstellungen, stressbedingtes Zähneknirschen oder auch falsch sitzende Füllungen nutzen die Zähne ab und die Schutzschicht kann dünn werden. Auch das Zahnfleisch kann sich durch die Fehlbelastung zurückziehen und die empfindlichen Zahnhälse freilegen. Hier kann der Zahnarzt je nach Ursache durch eine Zahnkorrektur oder Beißschiene Abhilfe schaffen.
Da lässt sich was machen
Zahnärzte haben verschiedene Möglichkeiten, freiliegende Zahnhälse zu behandeln. Die feinen Dentinkanälchen können mit einem fluoridhaltigen Lack oder speziellen Kunststofflacken versiegelt oder durch eine Laserbehandlung dauerhaft verschmolzen werden.
Für die Behandlung mit Fluorid muss der Zahn nicht vorbehandelt, sondern nur gründlich gereinigt werden. Neben einer temporären Versiegelung regt das Fluorid den Zahn auch an, sich selbst zu regenerieren. Sind die Defekte größer, hilft das Versiegeln mit einem speziellen Kunststofflack. Dazu muss der Zahnarzt den Zahn leicht anrauen, damit der Kunststoff anhaftet. Zum Abschluss wird er mit einem UV-Licht gehärtet. Bei der Behandlung mit Laser wird der Zahnschmelz aufgeweicht und die Dentinkanälchen verschmolzen. Die Behandlungen können je nach Bedarf wiederholt werden. Sie können die Schmerzempfindlichkeit jedoch nur dauerhaft beseitigen, wenn auch die eigentliche Ursache wie Überbelastung oder eine fortschreitende Zahnfleischentzündung erfolgreich behandelt wurde.
Welche Methode am meisten Erfolg verspricht, kann der behandelnde Zahnarzt nach eingehender Untersuchung bestimmen.
Was hilft zu Hause?
Auch zu Hause gibt es Möglichkeiten, empfindsamen Zähnen zu helfen: Eine geeignete Zahnbürste mit abgerundeten Borsten und ein kontrolliertes Bürsten mit wenig Druck vom Zahnfleisch weg und hin zum Zahn schont den Zahnhals. Auch durch das Putzen mit elektrischen Zahnbürsten, die auf starken Druck mit Warnsignalen reagieren, können Zähne und Zahnfleisch geschont werden.
Spezielle Zahnpasten für empfindliche Zähne aus Drogerie oder Apotheke enthalten Fluorid und scheuern darüber hinaus deutlich weniger als herkömmliche Pasten, sind also schonender. Auch eine fluoridhaltige Mundspülung kann die Empfindlichkeit der freiliegenden Zahnhälse zusätzlich reduzieren.
Seit einiger Zeit sind spezielle Zahnpasten auf dem Markt, die mithilfe winziger Nanopartikel die Dentinkanäle verschließen und zusätzlich die Zahnsubstanz wieder aufbauen sollen. Hierzu gibt es jedoch noch keine unabhängigen Studien, die die Langzeitwirkung bestätigen.
Generell sollte die Mundhygiene in Absprache mit dem Zahnarzt optimiert und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt zur Routine werden, um ein erneutes Auftreten der Empfindlichkeit zu verhindern.
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