Leitungsanästhesie

Zahnbehandlung – keine Angst vor Betäubung

Dank moderner Möglichkeiten der Betäubung ist die Behandlung beim Zahnarzt heutzutage nahezu ohne Schmerzen möglich: Egal, ob er eine Füllung legt, das Zahnfleisch behandelt, die Weisheitszähne zieht oder Zahnersatz notwendig wird.

„Beim Zahnarzt muss heute in der Regel kein Patient mehr Schmerzen aushalten“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Monika Daubländer, Oberärztin der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsmedizin Mainz. „Die heutigen Betäubungsmittel sind sehr sicher und weitgehend frei von Nebenwirkungen.“

Lokale Betäubung – was der Zahnarzt wissen muss!

Wichtig vor einer Betäubung ist, dass Patienten ihren Zahnarzt darüber informieren, wenn allgemeine Erkrankungen oder eine Allergie vorliegen oder Medikamente eingenommen werden. Diese Punkte erfasst der Zahnarzt in einer ausführlichen Anamnese. Nur so kann er ein geeignetes Betäubungsmittel oder Verfahren für die Betäubung auswählen. Viele Betäubungsmittel enthalten Adrenalin. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, grünem Star und bei der Einnahme bestimmter Medikamente kann dies ungünstig sein. Als Alternative gibt es Mittel ohne Adrenalin. Auch kann eine örtliche Betäubung den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Für Menschen mit Asthma gibt es Betäubungsmittel ohne Sulfit. Dieses dient als Stabilisator für das Adrenalin, kann allerdings bei Asthmatikern einen Anfall auslösen. Insgesamt sind allergische Reaktionen auf lokale Betäubungsmittel sehr selten. Für Allergiker gibt es Injektionslösungen ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe.

Betäubung - was Ihr Zahnarzt wissen muss

Schwanger – ist eine Betäubung möglich?

Auch schwangere Patientinnen müssen bei einer Zahnbehandlung nicht auf eine lokale Betäubung verzichten. Für den Wirkstoff Articain – auch mit Zusatz von Adrenalin – liegen viele Erfahrungen für den Einsatz bei Schwangeren vor. Es gibt bei regelrechter Anwendung keine Hinweise für schädliche Auswirkungen auf das ungeborene Kind. Dennoch schätzt der Zahnarzt immer Nutzen und Risiko ein. Neben regelmäßigen zahnärztlichen Kontrollen können somit auch notwendige Eingriffe während der Schwangerschaft schmerzfrei durchgeführt werden. Dabei kann es sein, dass die endgültige Versorgung von Zähnen und Zahnfleisch erst nach der Schwangerschaft erfolgt. Unser-Tipp: Bei einer geplanten Schwangerschaft notwendige Behandlungen bereits vorher abschließen.

  • Dank Betäubung zahnärztliche Behandlung schmerzfrei
  • Zahnarzt über Erkrankungen, Allergien, Einnahme bestimmter Medikamente informieren
  • Auch bei Schwangeren Betäubung möglich

Betäubung beim Zahnarzt: diese Techniken gibt es

Der Einstich der Betäubungsspritze in die Schleimhaut ist mit den heute gebräuchlichen dünnen Kanülen kaum zu spüren. Bei Kindern und empfindlichen Erwachsenen setzt der Zahnarzt häufig zusätzlich eine Oberflächenbetäubung durch Gele, Sprays oder Salben ein. Dann ist auch der Einstich komplett schmerzfrei.

„Häufig ist die Mundschleimhaut noch taub, wenn der Zahnarzt mit der Behandlung fertig ist. Je nach Art des verwendeten Präparats und der Technik kann dies bis zu mehreren Stunden dauern. Daher Essen und Trinken am besten erst, wenn die Betäubung abgeklungen ist“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Monika Daubländer, Oberärztin der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsmedizin Mainz. So werden Verletzungen vermieden. Bei Patienten, die das für einige Zeit noch anhaltende Taubheitsgefühl stört, kann der Zahnarzt ein Gegenmittel spritzen. Dieses verkürzt die lokale Betäubung – vorausgesetzt das betäubende Präparat enthielt Adrenalin.

Betäubung im Oberkiefer

Im Oberkiefer wendet der Zahnarzt häufig die Infiltrationsanästhesie an. Mit einer Kanüle spritzt er die betäubende Lösung unter die Schleimhaut in die Nähe der Wurzelspitze des Zahns oder der zu behandelnden Zähne. Das betäubt die Nerven in dieser Region. So werden einzelne Zähne, der umgebende Knochen, das Weichgewebe, kleine Bereiche der Mundschleimhaut und der Gesichtshaut betäubt.

Betäubung im Unterkiefer

Im Unterkiefer kommt die Leitungsanästhesie häufig zum Einsatz. Der Zahnarzt spritzt das Betäubungsmittel in die Nähe des Nervs, der die entsprechende Unterkieferhälfte versorgt. Das betäubt die gesamte Leitungsbahn und führt zu Taubheit in der Unterlippe sowie der Zunge. Im Bereich der Front- und kleinen Backenzähne kann aber in vielen Fällen auch im Unterkiefer mit einer Infiltrationsanästhesie eine ausreichende Betäubung erreicht werden.

Betäubung einzelner Zähne

Bei sehr begrenzten Eingriffen an einzelnen Zähnen kann der Zahnarzt die sogenannte intraligamentäre Anästhesie anwenden. Eine spezielle Spritze mit sehr dünner Nadel bringt das Betäubungsmittel direkt in den Spalt zwischen Zahn und Knochen. So kann der Zahnarzt Zähne einzeln betäuben. Diese Methode kann auch zusätzlich eingesetzt werden, wenn eine andere Betäubungsart nicht genug wirken sollte.

Betäubung - wann wieder Essen und Trinken

Schlafen und Dämmerzustand

In manchen Fällen kann der Zahnarzt die Behandlung, ob ambulant oder in der Klinik in Kooperation mit einem Anästhesisten, auch unter Einsatz einer Vollnarkose durchführen. Sie birgt jedoch deutlich höhere Risiken als eine örtliche Betäubung. Daher wird sie nur bei Menschen angewendet, die sich im Prinzip nicht anders zahnärztlich behandeln lassen oder wenn eine sehr umfangreiche und ausgedehnte Behandlung notwendig ist. Das kann z.B. bei Kleinkindern, Menschen mit geistiger Behinderung oder einer extremen Zahnbehandlungsangst sowie bei größeren Zahn- und Kieferoperationen der Fall sein. Auch eine Hypnose oder minimale Sedierung ist in manchen Fällen zur Angst- und Stressreduktion sinnvoll. Der Patient befindet sich dann in einem gelösten, angstfreien Dämmerzustand, bleibt aber ansprechbar.

  • Einstich der Betäubung kaum zu spüren
  • Zahnarzt kann einzelne Zähne oder ganzen Kiefer betäuben
  • Essen und Trinken erst, wenn Betäubung abgeklungen ist

Text und Bildquellen: © proDente e.V.