Weisheitszahn

Weisheitszahn entfernen?

Wurde früher dazu geraten, auch beschwerdefreie Weisheitszähne vorsorglich zu ziehen, entfernen Zahnärzte den Weisheitszahn heute nur, wenn gesundheitliche Probleme auftreten oder abzusehen sind.

Die Weisheitszahn-OP zählt zu den häufigsten ambulanten Operationen. „Es ist bisher jedoch nicht bewiesen, dass das vorsorgliche Ziehen eines symptomfreien Weisheitszahns gesundheitliche Vorteile hat“, erklärt PD Dr. Frank Peter Strietzel von der Charité, Universitätsmedizin Berlin. „Es ist daher stets eine individuelle Entscheidung, ob Weisheitszähne im Mund verbleiben können oder ob es besser ist, sie zu entfernen.“ Zumal bei bis zu 80 Prozent der jungen Erwachsenen in Europa einzelne Weisheitszähne gar nicht aus dem Kiefer herauswachsen oder nur teilweise, ohne dabei Probleme zu verursachen. Zahnmediziner sprechen von „retinierten“, also zurückgehaltenen, Zähnen.

  • Keine gesundheitlichen Vorteile durch vorsorgliches Ziehen
  • Weisheitszahn Entfernung nur bei medizinischem Grund
  • Operation der Weisheitszähne daher individuelle Entscheidung

Weisheitszähne – operieren oder nicht?

Eine Empfehlung für den Einzelfall treffen Zahnärzte nach   eingehender klinischer Untersuchung und anhand von Röntgenuntersuchungen unter Berücksichtigung der Anamnese, also der Krankengeschichte des Patienten. Sie beinhaltet unter anderem die Befragung zu möglichen Beschwerden am Weisheitszahn und deren Verlauf sowie möglicherweise vorliegende allgemeinmedizinische Besonderheiten. In einem ausführlichen Gespräch beraten Zahnärzte ihre Patienten bei Berücksichtigung aller erhobenen Befunde. Es gilt dabei stets, den zu erwartenden Nutzen des Eingriffs gegen individuelle Risiken abzuwägen. Dabei werden verschiedene Risikofaktoren berücksichtigt: zum einen solche, die eine Entfernung der Weisheitszähne erschweren können, zum anderen diejenigen beim Belassen des Weisheitszahns. Auch mögliche Komplikationen aus dem Entfernen der Weisheitszähne sowie  mögliche Komplikationen aus dem Belassen der Weisheitszähne gilt es abzuwägen.

Weisheitszahn – neue Leitlinie zur OP

Verschiedene zahnmedizinische Fachgesellschaften und Institutionen haben im Sommer 2019 gemeinsam aktualisierte Leitlinien zur operativen Entfernung von Weisheitszähnen veröffentlicht. So ist die Entfernung eines Weisheitszahns z.B. nicht notwendig, wenn er sich mit kieferorthopädischer Behandlung in die Zahnreihe einfügt oder er für eine Versorgung mit Zahnersatz notwendig ist. „Besteht hingegen ein medizinischer Grund für die Entfernung von Weisheitszähnen oder ist dieser absehbar, sollte der Eingriff im Laufe der Entwicklung der Zahnwurzel erfolgen. Das bedeutet möglichst vor dem 25. Lebensjahr“, führt Strietzel aus. Denn Studien zeigen, dass es bei der Operation mit zunehmendem Alter häufiger zu Komplikationen kommt.

Weisheitszähne – in diesen Fällen sollten sie entfernt werden

In folgenden Fällen raten Zahnärzte in der Regel dazu, nicht vollständig durchgebrochene Weisheitszähne zu entfernen:

  • erschwerter Durchbruch der Weisheitszähne mit Entzündungen,
  • durch Karies stark zerstörte Weisheitszähne,
  • nicht behandelbare Entzündung des Zahnmarks,
  • wenn sie die Ursache von unklarem Gesichtsschmerz sind,
  • nicht behandelbare Veränderungen nah der Zahnwurzelspitze,
  • bei Zysten oder anderen krankhaften Veränderungen,
  • bei Parodontitis,
  • wenn sie bei Operationen im Kieferbereich stören,
  • wenn sie die Behandlung eines Knochenbruchs erschweren,
  • wenn Weisheitszähne zur Transplantation verwendet werden.
Weisheitszähne OP

Darüber hinaus gibt es jedoch noch weitere mögliche Gründe für eine Entfernung der Weisheitszähne. Die Vor- und Nachteile des Eingriffs sind in jedem Einzelfall genau abzuwägen.

Weisheitszähne – Wissenswertes zur OP

Befindet sich der zu entfernende Weisheitszahn noch tief im Kiefer, ist eine Operation notwendig. Dies gilt auch bei miteinander verwachsenen oder hakenförmig gebogenen Zahnwurzeln. Sind die Weisheitszähne bereits aus dem Kiefer herausgewachsen oder haben gerade Wurzeln, sind sie meist mit Spezialzange und Zahnhebel zu ziehen.

In den meisten Fällen ist die Entfernung der Weisheitszähne ambulant unter örtlicher Betäubung möglich. Dies bedeutet, dass die Patienten während der Operation bei vollem Bewusstsein sind, jedoch keine Schmerzen haben. Eine stationäre Behandlung kann z.B. bei schwerwiegenden Allgemeinerkrankungen oder schwierigen Eingriffen sinnvoll sein. In seltenen Fällen kommt bei der Weisheitszahn-OP eine Vollnarkose zum Einsatz. Sie ist immer mit einem deutlich höheren Risiko für den Patienten verbunden. Daher ist sie keine Behandlung auf Wunsch, sondern sollte lediglich für z.B. besonders schwierige Eingriffe oder Angstpatienten vorbehalten sein.     

  • Weisheitszahn-OP meist ambulant unter örtlicher Betäubung
  • Ob ein oder mehrere OP-Termine im Einzelfall zu entscheiden
  • Nutzen und Risiken der Operation genau abwägen

Weisheitszähne – wie läuft die OP ab?

Ist die Eingriffsstelle ausreichend betäubt, öffnet der Zahnarzt die Schleimhaut und klappt sie zur Seite. Der Kieferknochen ist sichtbar. Nun ist es möglich, den Weisheitszahn freizulegen und zu entfernen. Anschließend vernäht der Zahnarzt die Schleimhaut.

Je nachdem, wie viele Weisheitszähne zu entfernen und ob Komplikationen zu erwarten sind, empfiehlt der Zahnarzt die Entfernung der Weisheitszähne an einem oder an mehreren Terminen. 

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Weisheitszähne – Nutzen und Risiken der OP abwägen

Wie jeder operative Eingriff, ist auch die Weisheitszahn-OP mit möglichen Komplikationen wie z.B. Nachblutungen verbunden. Zudem besteht das Risiko bei dem Eingriff den Weisheitszähnen naheliegende Nerven oder Blutgefäße zu verletzen. Das kann zu Blutungen und Taubheitsgefühl oder Gefühlsbeeinträchtigungen im Bereich von Zunge, Zahnfleisch oder Bereichen des Gesichts führen. Meist tritt das Taubheitsgefühl nur vorübergehend auf und verschwindet wieder. Mitunter können Wundheilungsstörungen auftreten, die eine etwas längere Nachbehandlung erfordern. In seltenen Fällen können Bakterien schwere Infektionen auslösen, die unter Umständen eine stationäre Behandlung notwendig machen. Auch kann es zu Schäden an den Nachbarzähnen kommen oder eine Kieferfraktur auftreten. Daher gilt es, Nutzen und Risiken einer Weisheitszahn-OP in einem ausführlichen Beratungsgespräch mit dem Zahnarzt für den individuellen Fall genau abzuwägen.

Bilder und Text © proDente e.V.